Eine exemplarische Schullaufbahn an der SfC

Mein Name ist Jamie und ich lebe im Cir­cus. Im Som­mer habe ich mei­nen Abschluss gemacht. Das war ein lan­ger Weg — und von dem möch­te ich jetzt hier berichten.

Ein­stieg mit fünf Jahren
Seit ich lau­fen konn­te, woll­te ich schon mit mei­nen älte­ren Geschwis­tern in den Schul­wa­gen gehen. Mit fünf Jah­ren durf­te ich dann end­lich auch dabei sein. An zwei Tagen in der Woche kam unse­re Leh­re­rin zu uns auf den Platz, und ich konn­te schon mal das üben, was ande­re Kin­der im Kin­der­gar­ten ler­nen, d.h. bas­teln, malen, sin­gen, bau­en und natür­lich spie­len. Vie­le Sachen mach­te ich gemein­sam mit den Älte­ren. Das geht an unse­rer Schu­le, weil wir alle zusam­men im Schul­wa­gen sind.

Ein­schu­lung
Auf dem nächs­ten Som­mer­fest wur­de ich zusam­men mit allen ande­ren Erst­kläss­lern der Cir­cus­schu­le ein­ge­schult. Es war alles dabei: Schul­tü­te, Ran­zen, Got­tes­dienst, Tan­zen, Essen, Spie­len und die fei­er­li­che Ein­füh­rung der Erst­kläss­ler in der Mane­ge. Das war ein Riesenerlebnis.

Rei­se­zeit (Unter­richt vor Ort, Tuto­rat, Onlinelernen)
Im Som­mer reis­ten wir immer von Ort zu Ort und unse­re Leh­re­rin kam mit dem Schul­wa­gen zu uns auf den Platz. Weil ich nur an zwei bis drei Tagen in der Woche unter­rich­tet wur­de, gab es immer ganz schön vie­le Haus­auf­ga­ben. Außer­dem durf­te ich – als ich älter wur­de – an ver­schie­de­nen Online­kur­sen teil­neh­men. Mein ers­ter war „Son­ne, Mond und Ster­ne“, wo ich ganz viel über die Pla­ne­ten ler­nen konn­te. In einem Jahr sind wir mit unse­rem Cir­cus für drei Mona­te nach Schwe­den gefah­ren, da konn­te unse­re Leh­re­rin natür­lich nicht hin­kom­men. Des­halb habe ich für die­se Zeit Arbeits­map­pen für alle Fächer geschickt bekom­men, die ich fer­tig bear­bei­tet zurück gesen­det habe.

Win­ter­schu­le
Im Win­ter ste­hen wir meis­tens im Win­ter­quar­tier, dann besuch­te ich die Schu­le im Ort. Wir nen­nen sie Win­ter­schu­le. Da bin ich fünf Tage in der Woche hin­ge­gan­gen. Es hat mir viel Spaß gemacht, mal mit vie­len gleich­alt­ri­gen Kin­dern zusam­men zu sein. Mei­ne Cir­cus­leh­re­rin war trotz­dem immer für mich da. In der Grund­schu­le ist sie manch­mal mit mir in den Unter­richt gegan­gen und hat mich am Nach­mit­tag bei den Haus­auf­ga­ben unter­stützt. In der wei­ter­füh­ren­den Schu­le war sie natür­lich nicht mehr dabei. Da hat sie mei­nen gro­ßen Bru­der im Abschluss­lehr­gang unter­rich­tet und sich mit mei­nen Leh­rern der Win­ter­schu­le ausgetauscht.

Schul­tour­nee­plan
In der Cir­cus­schu­le gibt es kei­ne Klas­sen, aber eine Einstiegs‑, eine Auf­stiegs- und eine Abschlusstournee.
Bis zur Abschluss­tour­nee habe ich auch kei­ne Noten bekom­men, son­dern aus­führ­li­che Wort­gut­ach­ten. Das war super, denn in Eng­lisch habe ich län­ger gebraucht und konn­te dafür in Mathe schon mit mei­nem älte­ren Bru­der mithalten.

Abschlüs­se
Zwei Jah­re vor Ende mei­ner Schul­zeit war ich so gut gewor­den, dass ich den Mitt­le­ren Abschluss schaf­fen woll­te. An der Cir­cus­schu­le kann näm­lich jeder Sek I — Abschluss gemacht wer­den. Die Zen­tra­len Abschluss­prü­fun­gen waren für mich sehr auf­re­gend, weil ich — wie alle Schü­ler aus NRW — an drei bestimm­ten Tagen die Arbei­ten in Deutsch, Eng­lisch und Mathe schrei­ben muss­te. Ein­mal haben mei­ne Eltern dafür sogar ihren Rei­se­tag verschoben.

Aus­schu­lung
Nach­dem ich alle Bau­stei­ne und alle ZAPs erfolg­reich geschafft hat­te, kam der gro­ße Tag der Aus­schu­lung auf dem Som­mer­fest. Es war alles dabei … und mein klei­ner Bru­der wur­de eingeschult.
Einer­seits freue ich mich einen Abschluss zu haben, zu wis­sen, dass ich viel für mein Leben gelernt habe, doch ande­rer­seits fin­de ich es scha­de, dass schon alles vor­bei ist, es fehlt ganz ein­fach, irgendwie.